Handikap und Arbeit: Situation in der
Schweiz und Verbesserungsmöglichkeiten
Dr. med. C. Hort, Leit. Arzt Handchirurgie und
Handrehabilitation, Plastische und
Wiederherstellungschirurgie, Rehaklinik Bellikon
Die nackten Zahlen zur beruflichen Integration von
Menschen mit Behinderung in der Schweiz sind düster und
lassen doch einen Sonnenstreifen am Horizont erkennen.
Anlässlich der Gesundheitsbefragung 1997 wurden ca.
630'000 körperlich und ca. 215'000 psychisch Behinderte
über 15 Jahren gezählt, dabei sind aber 340'000
oder knapp die Hälfte über 65 Jahre alt.
Insgesamt verfügen Behinderte über weniger gute
Ausbildungsabschlüsse als Nicht-Behinderte, was sich
schlussendlich negativ auf das zu erreichende
Haushaltseinkommen auswirkt. Generell sind
erwerbstätige Behinderte mit ihrer Arbeit weniger
zufrieden als Nicht-Behinderte und die Angst vor einem
Arbeitsplatzverlust ist bei den Behinderten verbreiteter.
Der Anteil der Nichterwerbstätigen unter 65 Jahren, die
eine Arbeit suchen, ist unter den Behinderten gleich hoch
wie unter den Nicht-Behinderten, allerdings sind
Gesundheitsprobleme für 9-10% der nicht
erwerbstätigen Behinderten unter 65 Jahren der
Hauptgrund für die Nicht-Erwerbstätigkeit, dagegen
nur für 1% der Nicht-Behinderten.
Um die wichtige Aufgabe der beruflichen Eingliederung von
Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung
lösen zu können, steht eine Vielzahl von
Massnahmen, Instrumenten und Organisationen zur
Verfügung. Einerseits wird versucht, den Zugang zum
Arbeitsplatz und dessen behindertengerechte Ausgestaltung zu
ermöglichen, andererseits wird die leistungsbeziehende
Person direkt unterstützt.
Gestützt auf die Studie zur
Beschäftigungssituation und zu
Eingliederungsbemühungen von behinderten Personen in
der Schweiz der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz im
Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherung zeigt
sich, dass eine Mehrheit der Betriebe und der Institutionen,
die Unterstützungsmassnahmen anbieten oder vermitteln,
ungenügend oder gar nicht über die
Unterstützungsmöglichkeiten informiert sind
&endash; weder in Bezug auf die Weiterbeschäftigung der
durch Krankheit oder Unfall beeinträchtigten
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch zur Anstellung
behinderter Arbeitskräfte. Insbesondere die aktive
Unterstützung in der Weiterbeschäftigung nach
gesundheitlicher Beeinträchtigung ist ungenügend.
Die Angebotspalette der Vermittlungsinstitutionen ist
unkoordiniert und zu einseitig auf versichertenbezogene
Angebote fokussiert bei mangelnder Orientierung an
Arbeitsplatz und Arbeitgeber.
Erfreulicherweise könnten aber aus Sicht der
Betriebe ca. 8% der Arbeitsplätze durch Menschen mit
Behinderung besetzt werden, was bei einer aktuellen
Besetzung von Menschen mit einer Behinderung bei den
befragten Betrieben von 0.8% ein hohes Potenzial vermuten
lässt.
Gefordert sind demzufolge eine verbesserte
Informationspolitik auf verschiedenen Ebenen, um die
vorhandenen Angebote besser zu nutzen, alle Beteiligten
für die Probleme und deren Lösungswege zu
sensibilisieren und die Vermittlungen vermehrt arbeitsplatz-
und arbeitgeberorientiert auszurichten.
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