Schweizerische Tagung der
personalärztlichen Dienste
im Gesundheitsdienst

Die Hand an der Arbeit
Lausanne - CHUV
18-19 november 2004

Wissenschaftliche Tagung der
Schweizerischen Gesellschaft
für Arbeitsmedizin

Handikap und Arbeit: Situation in der Schweiz und Verbesserungsmöglichkeiten

Dr. med. C. Hort, Leit. Arzt Handchirurgie und Handrehabilitation, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Rehaklinik Bellikon

Die nackten Zahlen zur beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung in der Schweiz sind düster und lassen doch einen Sonnenstreifen am Horizont erkennen. Anlässlich der Gesundheitsbefragung 1997 wurden ca. 630'000 körperlich und ca. 215'000 psychisch Behinderte über 15 Jahren gezählt, dabei sind aber 340'000 oder knapp die Hälfte über 65 Jahre alt.

Insgesamt verfügen Behinderte über weniger gute Ausbildungsabschlüsse als Nicht-Behinderte, was sich schlussendlich negativ auf das zu erreichende Haushaltseinkommen auswirkt. Generell sind erwerbstätige Behinderte mit ihrer Arbeit weniger zufrieden als Nicht-Behinderte und die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust ist bei den Behinderten verbreiteter. Der Anteil der Nichterwerbstätigen unter 65 Jahren, die eine Arbeit suchen, ist unter den Behinderten gleich hoch wie unter den Nicht-Behinderten, allerdings sind Gesundheitsprobleme für 9-10% der nicht erwerbstätigen Behinderten unter 65 Jahren der Hauptgrund für die Nicht-Erwerbstätigkeit, dagegen nur für 1% der Nicht-Behinderten.

Um die wichtige Aufgabe der beruflichen Eingliederung von Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung lösen zu können, steht eine Vielzahl von Massnahmen, Instrumenten und Organisationen zur Verfügung. Einerseits wird versucht, den Zugang zum Arbeitsplatz und dessen behindertengerechte Ausgestaltung zu ermöglichen, andererseits wird die leistungsbeziehende Person direkt unterstützt.

Gestützt auf die Studie zur Beschäftigungssituation und zu Eingliederungsbemühungen von behinderten Personen in der Schweiz der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherung zeigt sich, dass eine Mehrheit der Betriebe und der Institutionen, die Unterstützungsmassnahmen anbieten oder vermitteln, ungenügend oder gar nicht über die Unterstützungsmöglichkeiten informiert sind &endash; weder in Bezug auf die Weiterbeschäftigung der durch Krankheit oder Unfall beeinträchtigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen noch zur Anstellung behinderter Arbeitskräfte. Insbesondere die aktive Unterstützung in der Weiterbeschäftigung nach gesundheitlicher Beeinträchtigung ist ungenügend. Die Angebotspalette der Vermittlungsinstitutionen ist unkoordiniert und zu einseitig auf versichertenbezogene Angebote fokussiert bei mangelnder Orientierung an Arbeitsplatz und Arbeitgeber.

Erfreulicherweise könnten aber aus Sicht der Betriebe ca. 8% der Arbeitsplätze durch Menschen mit Behinderung besetzt werden, was bei einer aktuellen Besetzung von Menschen mit einer Behinderung bei den befragten Betrieben von 0.8% ein hohes Potenzial vermuten lässt.

Gefordert sind demzufolge eine verbesserte Informationspolitik auf verschiedenen Ebenen, um die vorhandenen Angebote besser zu nutzen, alle Beteiligten für die Probleme und deren Lösungswege zu sensibilisieren und die Vermittlungen vermehrt arbeitsplatz- und arbeitgeberorientiert auszurichten.