Risiken beim Umgang mit Tieren in
Schweizer Laboratorien
Dr Isabelle Bolon, DVM, PhD, Centre Médical
Universitaire, Genève
Die Anzahl Labortiere in der Schweiz nimmt seit 1983
stetig ab. Zurzeit sind es noch ca 500'000, wovon 93 %
kleine Nagetiere sind. Jeder, der mit Labortieren
beschäftigt ist, setzt sich zweierlei Arten
biologischer Risiken aus: die Zoonosen und die
Allergien.
Zoonosen sind Krankheiten, die sich natürlich von
Wirbeltieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen.
Die Erreger sind entweder infektiöser (Bakterien,
Viren) oder parasitärer Natur (Toxoplasmose, Tinea,
Helminthen). Die Infektionsquellen sind lebende Tiere,
Tierkadaver, Tiererzeugnisse (Organe, Blut, Zellkulturen...)
sowie alle potentiell kontaminierten Objekte. Beim lebenden
Tier kann die Infektion klinisch manifest oder aber
inapparent bleiben (sehr häufig bei den Nagetieren),
was Depistageprobleme stellt. Die Übertragung auf den
Menschen geht über die Atemwege (Hantaan-Virus, Tbc,
Q-Fieber...), den Magen-Darm-Trakt (Hepatitis A und E,
Salmonellose), oder über Haut und Schleimhaut (Tinea,
Herpes B...). Gewisse Zoonosen werden hauptsächlich
durch Bisse übertragen (Streptobazillosen,
Pasteurellosen...). Trotz grosser Zahl von zoonotischen
Agenten sind die rapportierten Fälle in Zusammenhang
mit Labortieren sehr klein. Eine seltene Gefahr ist jedoch
nicht unbedingt eine unbedeutende Gefahr. Gewisse Zoonosen
verlaufen tödlich (Herpes B-Virus), andere sind immer
von Bedeutung (Tbc, Q-Fieber, Rickettsiosen...). Ausserdem
kann eine, medizinisch meistens benigne Zoonose
(Toxoplasmose), für gewisse immunsupprimierte Patienten
(AIDS, Status nach Transplantation) problematisch
werden.
Es werden die wichtigsten Zoonosen durch Nagetiere, ein
Beispiel einer durch Primaten (Herpes B-Virus) und einer
durch Katzen (Toxoplasmose) hervorgerufene Zoonose,
beschrieben.
Wenn die Ansteckungsgefahr gering ist, so ist die
Wahrscheinlichkeit einer Allergie auf Labortiere viel
grösser. In der Tat ist die Prävalenz für
Allergien auf Labortiere um 20 &endash; 40 %, je nach
Institut. Dazu sei eine epidemiologische Studie der
Universität Zürich zitiert. Die Latenzzeit bis zum
Erscheinen der ersten Symptome beträgt 6 Monate bis 3
Jahre nach Beginn der Tätigkeit mit den Tieren.
Für Personen mit allergischen Antezedentien (speziell
in Zusammenhang mit einem Haustier, Hund, Katze...) besteht
ein erhöhtes Risiko. Allergen sind Proteine der Haut
und der Ausscheidungen (Urin, Speichel) der Tiere. Sie sind
artspezifisch und so kann eine Person auf Ratten und nicht
auf Mäuse allergisch sein. Die Nager und speziell die
Ratten (vor allem die männlichen), sind häufig
Ursache von Allergien durch Exposition zu Staub (Urin im
Streu) oder Kontakt mit dem Fell (mit Speichel befleckt).
Die Symptome einer Labortierallergie sind häufig
harmlos: Rhinokonjunktivitis oder Urtikaria, können
aber gravierender sein : Asthma oder anaphylaktischer
Schock.
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