Schweizerische Tagung der
personalärztlichen Dienste
im Gesundheitsdienst

Die Hand an der Arbeit
Lausanne - CHUV
18-19 november 2004

Wissenschaftliche Tagung der
Schweizerischen Gesellschaft
für Arbeitsmedizin

Risiken beim Umgang mit Tieren in Schweizer Laboratorien

Dr Isabelle Bolon, DVM, PhD, Centre Médical Universitaire, Genève

Die Anzahl Labortiere in der Schweiz nimmt seit 1983 stetig ab. Zurzeit sind es noch ca 500'000, wovon 93 % kleine Nagetiere sind. Jeder, der mit Labortieren beschäftigt ist, setzt sich zweierlei Arten biologischer Risiken aus: die Zoonosen und die Allergien.

Zoonosen sind Krankheiten, die sich natürlich von Wirbeltieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen. Die Erreger sind entweder infektiöser (Bakterien, Viren) oder parasitärer Natur (Toxoplasmose, Tinea, Helminthen). Die Infektionsquellen sind lebende Tiere, Tierkadaver, Tiererzeugnisse (Organe, Blut, Zellkulturen...) sowie alle potentiell kontaminierten Objekte. Beim lebenden Tier kann die Infektion klinisch manifest oder aber inapparent bleiben (sehr häufig bei den Nagetieren), was Depistageprobleme stellt. Die Übertragung auf den Menschen geht über die Atemwege (Hantaan-Virus, Tbc, Q-Fieber...), den Magen-Darm-Trakt (Hepatitis A und E, Salmonellose), oder über Haut und Schleimhaut (Tinea, Herpes B...). Gewisse Zoonosen werden hauptsächlich durch Bisse übertragen (Streptobazillosen, Pasteurellosen...). Trotz grosser Zahl von zoonotischen Agenten sind die rapportierten Fälle in Zusammenhang mit Labortieren sehr klein. Eine seltene Gefahr ist jedoch nicht unbedingt eine unbedeutende Gefahr. Gewisse Zoonosen verlaufen tödlich (Herpes B-Virus), andere sind immer von Bedeutung (Tbc, Q-Fieber, Rickettsiosen...). Ausserdem kann eine, medizinisch meistens benigne Zoonose (Toxoplasmose), für gewisse immunsupprimierte Patienten (AIDS, Status nach Transplantation) problematisch werden.

Es werden die wichtigsten Zoonosen durch Nagetiere, ein Beispiel einer durch Primaten (Herpes B-Virus) und einer durch Katzen (Toxoplasmose) hervorgerufene Zoonose, beschrieben.

Wenn die Ansteckungsgefahr gering ist, so ist die Wahrscheinlichkeit einer Allergie auf Labortiere viel grösser. In der Tat ist die Prävalenz für Allergien auf Labortiere um 20 &endash; 40 %, je nach Institut. Dazu sei eine epidemiologische Studie der Universität Zürich zitiert. Die Latenzzeit bis zum Erscheinen der ersten Symptome beträgt 6 Monate bis 3 Jahre nach Beginn der Tätigkeit mit den Tieren. Für Personen mit allergischen Antezedentien (speziell in Zusammenhang mit einem Haustier, Hund, Katze...) besteht ein erhöhtes Risiko. Allergen sind Proteine der Haut und der Ausscheidungen (Urin, Speichel) der Tiere. Sie sind artspezifisch und so kann eine Person auf Ratten und nicht auf Mäuse allergisch sein. Die Nager und speziell die Ratten (vor allem die männlichen), sind häufig Ursache von Allergien durch Exposition zu Staub (Urin im Streu) oder Kontakt mit dem Fell (mit Speichel befleckt). Die Symptome einer Labortierallergie sind häufig harmlos: Rhinokonjunktivitis oder Urtikaria, können aber gravierender sein : Asthma oder anaphylaktischer Schock.