Die Hand an der Arbeit, aktuelle und
zukünftige Probleme aus dem Gesichtspunkt der
SUVA
Dr. med. Erich Bär, Facharzt FMH für Chirurgie,
Leitender Arzt, Versicherungsmedizin, Suva Luzern
Die Hand spielt in der Arbeitswelt auch heute noch die
herrschende Rolle. Ihr breites Spektrum reicht vom
grössten Kraftaufwand bei Handhabungen massiver
Werkzeuge und schwerer Lasten bis zum eleganten Bedienen von
CNC-Maschinen mittels Tastatur und Maus. Allerdings bezahlt
sie ihre zentrale Rolle mit der höchsten
gesundheitlichen Gefährdung unter allen
Körperteilen: Sie ist Hauptleidtragende der
Berufsunfälle; knapp einem Drittel der
Berufsunfälle (31.3%) fallen bei der Suva Hände
zum Opfer, wodurch jährlich (1998) 143 Millionen CFR
direkte Kosten entstehen (knapp 17% aller Kosten). Unter den
Prämiengrossgruppen tragen die Metall bearbeitenden
Betriebe das höchste Gefährdungsrisiko, gefolgt
vom Bauhauptgewerbe und den Holz bearbeitenden Betrieben.
Verblüffend ist, dass sich im Lichte der
Unfallstatistik die Forstbetriebe als harmloser für die
Hand als Büros und Verwaltungen erweisen.
Die Gefährdungen der Hand lassen sich nach Massgabe
des Leistungs- rechts der Unfallversicherer auf drei Klassen
aufteilen: Berufsunfälle, un- fallähnliche
Körperschäden und Berufskrankheiten. Unter den
Unfallver- letzungen steht die Hand bei offenen Wunden,
Prellungen bzw. Quet- schungen und Frakturen an erster
Stelle, bei Verstauchungen, oberfläch- lichen
Verletzungen und Verbrennungen bzw. Verätzungen an
zweiter Stelle. Auch ohne Unfall im rechtlichen Sinne haften
die Unfallversicherer für Sehnenrupturen,
Bandläsionen und Ermüdungsbrüche. Die Berufs-
krankheiten berücksichtigen in erster Linie die
dermatologischen Schädi- gungen der Hand, namentlich
Ekzeme und toxische Langzeitschäden, während sich
für Sehnenscheidenentzündungen und
Nervendruckschäden schwierige Abgrenzungsfragen
gegenüber den Krankenkassen stellen. Solange keine
Universalversicherung besteht, bilden solche kausalen
Abgrenzungsfragen auch in Zukunft ein Problem für die
Suva. Zur Illu- stration werden Pathogenesen von
Bandläsionen, Tendinosen und Arthro- sen diskutiert.
Als besonders knifflig stellt sich heraus, der
Öffentlichkeit den Unterschied zwischen
berufsassozierten Gesundheitsstörungen (BAGS) und
Berufskrankheiten (BK) verständlich zu machen.
Auf dem Gebiet der Therapie engagiert sich die Suva
für die moderne Knorpelchirurgie
(Knorpelzelltransplantationen) sowie die Chirurgie der
peripheren Nerven (nahtlose Verfahren). Sie setzt sich
für Fortschritte der rekonstruktiven und plastischen
Chirurgie an der Hand ein, doch wendet sie sich gegen pure
Revisionseingriffe, sogenannte Kaskadenoperationen und
Palliativoperationen fraglicher Wirkung. Auf dem Gebiet der
Präven- tion gilt weiterhin, die Zahl der
Handschädigungen branchen- und exposi- tionsgerecht
durch spezifische Schutzvorrichtungen und andere Massnah-
men zu senken. Weiterhin ist die Suva daran interessiert,
die Häufigkeit posttraumatischer Komplikationen
herabzusetzen, namentlich der Infek- tionen und der
Algodystrophie von Sudeck.
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